Verwirklichung des Schwammstadtprinzips in Erding

Stefan Lorenz, Stadtrat Erding, Antragsteller
Stefan Lorenz, Stadtrat Erding, Antragsteller

Antrag der Stadtratsfraktion Erding

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

bitte legen Sie dem Stadtrat folgenden Antrag zur Beratung und Beschlussfassung vor:

Zur Verwirklichung des Schwammstadtprinzips werden folgen Maßnahmen umgesetzt:
• Bei Baumaßnahmen der Stadt Erding, insbesondere bei Neubaumaßnahmen, wird das sogenannte
Schwammstadtprinzip angewandt
• In der Bauleitplanung werden Maßnahmen nach dem Schwammstadtprinzip festgelegt
• Die Stadt fördert den Bau von Zisternen

Die Förderhöhe für Anlagen zur Gartenbewässerung mit einem Volumen
von 2.000 bis < 3.000 Litern beträgt 200 €,
von 3.000 bis < 4.000 Litern 300 €,
von 4.000 bis < 5.000 Litern 400 €,
von mehr als 5.000 Litern 500 €.
Bei zusätzlichem Anschluss einer Brauchwasseranlage, beispielsweise für WC und Waschmaschine, wird die Förderung um 200 Euro erhöht.

Begründung:
„Die Entwicklung von Wohn- und Gewerbegebieten geht meist mit einer zunehmenden Versiegelung von Flächen einher. Dies stellt unweigerlich einen Eingriff in den natürlichen Wasserkreislauf dar. Die Böden werden oft undurchlässig für Niederschläge und dadurch die natürlichen Bodenfunktionen gestört. Gleichzeitig erhöht sich der Anteil des Niederschlags, der direkt in die Kanalisation abgeleitet wird. Aufgrund der mangelnden Versickerung und Speicherung des Niederschlagswassers werden Grundwasserneubildung und Verdunstungsprozesse (zur Kühlung der Siedlungsflächen) eingeschränkt.“ [1] Viele Grundwasserstände in ganz Bayern zeigen laut dem aktuellen Niedrigwasser-Lagebericht der Staatsregierung [2] seit Langem dramatische Niedrigstände. Nicht zuletzt ist die ausschließliche Ableitung von Niederschlagswasser über das Kanalnetz im Falle von Starkregen problematisch: Sobald die Kapazität der Kanalisation ausgeschöpft ist, kann es insbesondere in Siedlungsgebieten zu unkontrollierten Abflüssen an der Oberfläche und zu daraus resultierenden Überflutungsschäden kommen. Niederschlagswasser so schnell wie möglich abzuleiten und im Untergrund in der Kanalisation verschwinden zu lassen, ist heute nicht mehr der richtige Ansatz.

Um ein klimagerechtes Siedlungswachstum zu ermöglichen und gleichzeitig die Lebensqualität im Zuge des Klimawandels zu erhalten, bedarf es einer wassersensiblen Siedlungs- und Freiraumplanung. Dabei ist die Einbeziehung der Bevölkerung in die Gestaltung wesentlich, um damit die ebenfalls notwendige Eigenvorsorge aktiv zu unterstützen. Wassersensibles Bauen verursacht nicht unbedingt Mehrkosten. Insbesondere im Neubau und bei ohnehin anstehenden Umbaumaßnahmen ergeben sich Vorteile für die Stadt und für die Bürger durch Entlastung oder sogar Wegfall der Regenwasserkanalisation, gesparte Niederschlagswassergebühren, geringere Kühlkosten, Einsparungen bei der Grünflächenbewässerung und einen geringeren Flächenbedarf. Beispiele für städtische Umsetzungen solcher Planungen wurden mittlerweile wissenschaftlich untersucht und zeigen, dass die gewünschten Ziele im Regelfall erreicht werden. [3] Es gibt also genügend Erfahrungen und planerische Kompetenz, mit der das Prinzip der Schwammstadt erfolgreich umgesetzt werden kann.

Ein Baustein des Schwammstadtprinzips, insbesondere in der direkten Umsetzung durch die Bürger, ist der Bau von Zisternen. Um das Thema in der Bürgerschaft zu verankern, wir daher vorgeschlagen, den Bau von Zisternen finanziell zu unterstützen.
Der Bau von Zisternen lässt folgende Vorteile erwarten und setzt damit wesentliche Kernelemente des Schwammstadtprinzips um:

• Förderung der Grundwasserneubildung und der natürlichen Leistungsfähigkeit des Bodens (Garten gießen)
• Senkung des Verbrauchs von wertvollem Trinkwasser, senkt die Trinkwasserkosten
• bessere Versorgung grüner Infrastrukturen
• Verdunstungskühlung durch Grünanlagen
• Rückhalt von Regenwasser bei Starkregen und damit Entlastung der Abwasserkanäle bzw. Verhinderung/ Verringerung von Überschwemmungen

Tatsächlich können Zisternen sogar in einem Bebauungsplan aus städtebaulichen Gründen festgesetzt werden. [4]

Mit freundlichen Grüßen
Herbert Maier, Cornelia Ermeier, Helga Stieglmeier, Gerhard Ippisch, Stefan Lorenz, Verena Comperl

[1] www.stmuv.bayern.de/themen/wasserwirtschaft/abwasser/wassersensible_siedlungsentwicklung/index.htm

[2] www.nid.bayern.de/lage

[3] tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/8750/

[4] www.bayika.de/de/aktuelles/meldungen/2021-07-27_Bayerisches-Bauministerium-Klimasensibler-Umgang-mit-Niederschlagswasser-in-der-Bauleitplanung.php